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ENERGIE & DATENFLUSS

Folge 1 | Mai 2022

Hier eine kleine Historie über das Gas, von dem wir abhängig sind:

Vor 100 Jahren wurde die Firma Ruhrgas in Deutschland gegründet. Da die kommunalen Gaswerke ein Monopol befürchteten, scheiterte die Ruhrgas AG vorerst mit ihren Expansionsplänen mit einem reichsweiten Netz im ganzen Deutschen Reich. Gas wurde damals noch aus Kohle gewonnen.

In den 50er Jahren wurden die ersten Erdgasvorkommen in Europa erschlossen. Schon damals tappte Deutschland in die Falle sich zu sehr von einem Lieferanten abhängig zu machen (in den 60er Jahren waren das die Niederlande). Der Gashunger vor allem der Industrie in der alten Bundesrepublik wuchs stetig. Mit Norwegen und der damaligen Sowjetunion kamen nun weitere Lieferanten hinzu. Nichtsdestotrotz gab es wohl auch damals schon unter Adenauer ein sensibles Gegengeschäft. Deutsche Stahlrohre wurden im Gegengeschäft für die Erschließung großer Gasvorkommen nach Sibirien geliefert (1969 wurde der Deal im „Erdgas-Röhren-Vertrag“ für 20 Jahre festgezurrt).

In den 70er Jahren wollte man sich In Bonn von den Ölimporten aus den arabischen Ländern unabhängiger machen; folglich wurde damals bereits auch über ein LNG-Terminal in Wilhelmshaven diskutiert. Algerien hätte geliefert; jedoch scheiterten die Pläne wohl am Geld. Jetzt, 2022, spielt Geld offensichtlich keine Rolle mehr.

In den 90er Jahren kam es zum „Gaskrieg“ zwischen der Ruhrgas AG und der BASF; kurzfristig soll damals sogar die Versorgungssicherheit gefährdet gewesen sein. Durch diesen Streit zweier Konzerne wuchs der Gazprom plötzlich eine neue Rolle zu, die sie vorher nicht hatte. Plötzlich gewann der reinen Exporteur ‘Gazprom‘ Kontrolle über die Vertriebsstrukturen; und da Gas ein Saisongeschäft ist, auch über die Speicherstrukturen.

Im Jahre 2005 bürgte die rot/grüne Bundesregierung für die Kredite für den Bau von Nord Stream 1. Gleich nach der Inbetriebnahme begannen die Gespräche für Nord Stream 2, der zweiten Ostsee-Pipeline. Diese ist mittlerweile ebenfalls fertiggestellt. Inbetriebnahme ?!

Im Jahre 2018 war der Punkt erreicht, dass der russische Anteil an den Erdgasimporten 50 Prozent erreicht hatte; eine fatale Abhängigkeit von einem Lieferanten, wie das jeder gute Kaufmann weiß.

Im Jahre 2022
beklagt man in Deutschland, dass die Gasspeicher nicht ausreichend befüllt seien; eine Spätfolge des Deals in den 90er Jahren. Alte LNG-Terminal-Pläne werden aus den Schubladen gezogen. In Algerien hat man gelernt, dass sich das LNG-Gas, mit dem Spanien beliefert wird, auch als Druckmittel eignet, um Forderungen gegen das Nachbarland Marokko durchzusetzen.

Bei diesem geopolitischen-Drama sitzen wir in Deutschland in der ersten Reihe. Fortsetzung folgt.

Mag. Krassimira Bojinowa-Bauer
Geschäftsleitung exponet-infraKon GmbH
Producer www.PowerBuilding.eu
0049 171 1422154   / 
KB(at)exponet-gmbh(dot)de

München, Sonntag, 15.. Mai 2022


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